Aufholjagd zählt sich aus
Einmal mehr beweist der Kombinations-Doppelweltmeister vor heimischer Kulisse seinen Erfolgshunger. Mit den Plätzen eins und zwei verteidigt er den Gesamtsieg
Nach acht Rennen hat Fabian Rießle die Serie der Heimsiege von Johannes Rydzek vom Skiclub Oberstdorf geknackt. Nachdem der Doppelweltmeister beim Sommer Grand Prix der Kombinierer in Oberstdorf am Freitagabend in einer atemberaubenden Aufholjagd auf Akito Watabe noch auf Platz eins gerast war, holte sich am Samstag der Olympiadritte Fabian Rießle (SZ Breitnau) den Sieg in der Erdinger Arena. Rydzek wurde mit einem winzigen Rückstand von 1,4 Sekunden Zweiter vor Akito Watabe (Japan), der 3,6 Sekunden nach Rießle ins Ziel kam. Den Gesamtsieg jedoch konnte dem Oberstdorfer, der bei Wettkämpfen vor heimischer Kulisse scheinbar noch mehr Adrenalin ausschüttet, niemand mehr streitig machen.
Der Sommer-Grand-Prix ist nämlich überraschend bereits in Oberstdorf zu Ende gegangen, nachdem die Rennen im russischen Sotschi aus organisatorischen Gründen abgesagt worden sind. Nur drei Teams waren für die dortigen Wettkämpfe gemeldet. Rydzek holte sich dadurch frühzeitig die mit 5000 Euro dotierte Siegprämie. Zweiter wurde Rießle vor Akito Watabe.
Nur als 19. war der Oberstdorfer ins 10-Kilometer-Rollerskirennen gegangen. Sein vom Wind beeinträchtigter Sprung auf 124,5 Meter hatte ihm einen Rückstand von 1:05 Minuten auf den führenden Akito Watabe eingebracht. Der Japaner lag mit einem Satz über 132,5 Meter an der Spitze. Maxime Laheurte aus Frankreich mit 128,0 Meter und Eric Frenzel (WSC Erzgebirge Oberwiesenthal) mit 130,0 Metern folgten auf den Rängen zwei und drei. Rydzek startete im Rollerskirennen direkt neben dem zweiten Athleten des Skiclub Oberstdorf, Vinzenz Geiger, der mit einem Sprung auf 126,0 Meter sogar eine Sekunde vor seinem Clubkameraden losdurfte. Der 18-Jährige lieferte bei seinem Debüt im Sommer Grand-Prix ein sensationelles Rennen, machte zehn Plätze gut und jubelte am Ende über einen hervorragenden achten Platz.
Die Aufmerksamkeit der rund 2000 Zuschauer im Stadion und an der Strecke im Ort galt jedoch Johannes Rydzek. Fast unglaublich schien die Möglichkeit, den doch beträchtlichen Rückstand auf den zehn Kilometern wettzumachen. Doch bereits nach drei Runden hatte der Oberstdorfer die Lücke nach vorn geschlossen. Hinter Watabe und Laheurte an der Spitze machte ein Pulk von zehn Läufern, darunter fünf DSV-Kombinierer, mächtig Tempo. In Runde vier war das Führungsduo eingeholt. Von dort an ging es nur darum, wer die beste Taktik wählt und am steilen Anstieg kurz vor dem Stadion in der Finalrunde noch die größten Reserven hat. Beim Zielsprint ging es entsprechend eng zu: Der Schwarzwälder Fabian Rießle holte seinen ersten internationalen Einzelerfolg und brach die Oberstdorfer Siegesserie von Rydzek. Auf den Plätzen sechs bis zehn sortierten sich mit Björn Kircheisen, Eric Frenzel, Vinzenz Geiger, Manuel Faißt und Jakob Lange fünf weitere deutsche Athleten ein.
Text: Allgäuer Anzeigeblatt