Sieg und Versöhnung
Der Norweger Riiber hatte Johannes Rydzek zu Fall gebracht. Der Oberstdorfer beschimpfte seinen Kontrahenten. Das tat ihm später leid – und er machte ihm ein Geschenk.
Nach dem Sieg im Teamsprint von Lahti bewies Johannes Rydzek mit etwas Verspätung weltmeisterliche Größe. Erbost über eine Behinderung durch den jungen Norweger Jarl Magnus Riiber hatte sich der zweifache Weltmeister in der Nordischen Kombination den 17-Jährigen im Ziel erst mal richtig zur Brust genommen. Wenig später tat dem 23 Jahre alten Oberstdorfer sein Ausbruch aber so leid, dass er dem in Tränen aufgelösten Riiber sogar sein Weltmeister-Shirt schenkte. „Sport sind Emotionen – heute waren es viel zu viel“, entschuldigte sich Rydzek auf seiner Facebook-Seite. Am Abend postete er dann noch ein Foto, das ihn zusammen mit Riiber mit erhobenem Daumen zeigt.
Auslöser des Zwists war eine Kollision während des Rennens gewesen. Riiber hatte in dem Bemühen, sich und seinem Team-Kollegen Jan Schmid den Sieg zu retten, in der
letzten Abfahrt versucht, Rydzek den Weg abzuschneiden. Dabei fuhr er dem Allgäuer unter den Ski, beide stürzten. Während Riiber durch das Missgeschick einen Ski und
den Schuh verlor, brach bei Rydzek lediglich der Stock. Er rappelte sich auf und fuhr den Erfolg für sich und seinen Partner Fabian Rießle nach Hause. „Jeder macht Fehler“, nahm Rydzek später Riiber in Schutz und übte Selbstkritik: „Heute habe ich einen sehr großen begangen.“ Bislang waren Rydzeks Wutausbrüche teamintern geblieben. So
nach dem Gerangel mit Rießle bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi, als er ebenso stürzte wie beim Weltcup in Ramsau im Dezember und damit mögliche Topplatzierungen vergab. „Ich bin zum dritten Mal seit Sotschi gestürzt, da konnte ich meine Emotionen nicht mehr kontrollieren“, sagte Rydzek und war sichtlich beschämt darüber.
Nach der Entschuldigung sollte das Thema jedoch abgehakt sein. Dennoch passt es ins Bild, denn schließlich duellieren sich Norweger und Deutsche nicht erst seit Lahti um die Vorherrschaft in der Kombination. Nachdem in den vergangenen Jahren zumeist die Skandinavier die Nase vorn hatten, machten in dieser Saison die Schützlinge von
Bundestrainer Hermann Weinbuch die Big Points. Und das soll auch bei den beiden letzten Weltcups in Trondheim und in Oslo so bleiben. Da geht es für Rydzek und Rießle noch um Podestplatzierungen im Gesamtweltcup hinter Eric Frenzel. Und für das deutsche Team um den Nationencup. Nur 52 Punkte trennen derzeit das DSV-Team und die Norweger nach einer kräftezehrenden Saison.
Text: Allgäuer Zeitung
Bild: facebook Johannes Rydzek